Erneuerung ohne Entfremdung
Die Passionsspiele sind eine fast hundertjährige Tradition. Theatralisch wird, auch dank der jüngsten Auflagen, deutlich, dass die Eloquenz der jahrtausendealten Geschichte auch heute noch präsent ist. Viele Menschen in der heutigen säkularen Gesellschaft voller unterschiedlicher Glaubensrichtungen erkennen jedoch die Ursprünge eines Großteils unserer Kultur nicht mehr an. Denken Sie an Rituale, Feiertage, Symbolik in Bildern und Gemälden oder Sprichwörter. Leider entdecken sie die darin verborgenen menschlichen Werte nicht mehr.
Das Ziel für 2026: ein Auftritt, der faszinierend, bereichernd, verbindend und aktueller denn je ist. Die Umsetzung im Jahr 2026 wird wirklich innovativ sein. Dies ist bei der bewussten Wahl von Michel Sluysmans von Toneelgroep Maastricht und Frans Pollux zu erwarten.
Der Vorstand, die Sounding Board Group und die Besetzung haben das Drehbuch bereits gelesen. Und ja, alle waren überrascht. Wir haben die ersten Workshops gesehen und sie bestätigen, dass die Kombination des künstlerischen Teams mit den Bemühungen unserer eigenen Leute vielversprechend ist. Die Rollenverteilung und Interpretation wird durch das innovative Drehbuch überraschend. In den 12 Szenen kommt Jesus eine zentrale Rolle zu. Unsere regelmäßigen Besucher sehen eine andere Seite von „ihrem“ Jesus. Andere lernen einen getriebenen Mann kennen. Er wird nicht in erster Linie ein Sohn Gottes, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut mit Zweifeln und Träumen.
Erkennbar und damit greifbar für unsere (neuen) Zuschauer.
Ein sehr schöner und einzigartiger Fund in Crucify Me sind die Rückblenden in die Jahre Jesu als Kind. Zu Hause, bei seinen jungen Eltern. So erleben wir, wie das Leben einen Menschen prägt. Wir lernen, Motivationen zu verstehen. In den neuen Passionsspielen „lebt“ Jesus die fast übermenschliche Botschaft, die auf Glauben, Hoffnung und Liebe basiert.
Was einen starken theatralischen Effekt haben wird, ist die Entscheidung, Jesus in einigen Szenen zum Publikum spielen zu lassen; sehr direkt. Das Publikum wird im wahrsten Sinne des Wortes aufgefordert, über die zeitlosen menschlichen Werte nachzudenken, die in der Bibelgeschichte enthalten sind. Wie Michel Sluysmans sagt: „Die Geschichte der Passion ist der rote Faden in der heutigen Realität.“ Natürlich wird diese Spielweise eine echte Herausforderung für unsere Protagonisten sein.
Auf Wunsch des Vorstands gibt es auch mehr Frauenrollen. Das künstlerische Team trifft hier künstlerisch gesehen ebenso markante wie respektvolle Entscheidungen. Wer aufmerksam zusieht und zuhört, wird schnell feststellen, dass es an der Botschaft selbst eigentlich keinen Unterschied macht. Wer wirklich in die Geschichte der Passion eintaucht, entdeckt die universellen und zeitlosen menschlichen Werte. Wer die neuen Passionsspiele besucht, wird andere Akzente und eher eine Suche nach Motivationen als eine erkennbare Darstellung der vielen bereits bekannten Geschichte sehen. Auch die Passionsspiele 2026 sollen nicht nach der Bildbibel aufgeführt werden. Eine Reihe künstlerischer Entscheidungen wird sicherlich Fragen und sogar Diskussionen aufwerfen. Auch das ist erlaubt. Wir sind davon überzeugt, dass dies keine Entscheidungen sind, die schockieren, sondern die Menschen zum Nachdenken anregen sollen. Wer die Nachrichten verfolgt, wird erkennen, dass die Realität diese neuen Perspektiven erfordert. Auf diese Weise bleibt die alte Geschichte auch heute noch relevant.